Valentin Groebner: Ferienmüde. Als das Reisen nicht mehr geholfen hat
Fragen an den Autor - Un pódcast de SR - Domingos
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Wenn von "Reisen” die Rede war, dann haben wir in den letzten Jahren eher über die negativen Folgen des "Turbo-Tourismus” gesprochen: Eine geplagte Umwelt, überfüllte Städte, verschmutzte Strände und Meere. Stichwort: »overtourism«. Mit der Pandemie kam in diesem Jahr nun "die große Stillstellung”, wie der Autor es formuliert: Geschlossene Grenzen, gesperrte Flughäfen, menschenleere Innenstädte. Mit der Rückkehr zur Normalität wird dann auch wohl das Fernweh wiederkommen, der große Aufbruch in die Ferien. Aber wohin? Valentin Groebner schreibt: "Reisen im 21. Jahrhundert ist - nicht ganz freiwillig - eine "postromantische” Angelegenheit. Was haben die fast eineinhalb Milliarden Menschen gefunden, die sich 2019 auf die Suche nach der Schönheit gemacht haben, nach dem gelungenen Ferienerlebnis, nach der Auszeit, der großen Wiedergutmachung des eigenen Lebens durch Reisen?” Urlaub, berichtet er Geschichtsprofessor und Autor, war in keiner der großen Sozialutopien der letzten Jahrhunderte vorgesehen, in Tommaso di Campanellas Sonnenstaat ebenso wenig wie im kommunistischen Paradies oder in der "vermeintlichen Auflösung aller Körper und Grenzen im selbstverwalteten Digitalien der 1990er Jahre”. Groebners These: Am Beginn des 21. Jahrhunderts war der Urlaub die letzte große soziale Utopie, das Territorium der Freiheit, drei Wochen im Jahr. Diese Utopie ist schon längst passé - nicht nur wegen Corona. Werden wir das Reisen künftig neu erfinden?